Wie kommt man dazu, ein Buch zu schreiben?
Wir halten seit über 14 Jahren Alpakas und immer wieder werden wir gefragt: „Warum haltet Ihr Alpakas? Was macht Ihr damit?“ Da hatte mein Mann vor einem Jahr die Idee: „Kannst Du nicht mal etwas dazu schreiben, vielleicht sogar ein Buch?“ Eigentlich ein guter Gedanke, dachte ich, denn ein solches Buch gibt es noch nicht.
Aber so einfach ist das nicht. Ich habe zunächst damit begonnen, eine große Stichwort-Sammlung anzulegen und dann ein Konzept erstellt.
Was für eine Art Buch sollte es werden? Kein medizinisches Buch, davon gibt es sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch eine große Auswahl. Nein, es sollte ein Buch werden, das die häufig gestellte Frage der Leute beantwortet. Also ein Buch, das die Motivation zur Alpakahaltung aus meiner persönlichen Sicht darstellt, für andere nachvollziehbar macht, warum es so reizvoll ist, Alpakas zu halten und vor allem zu züchten, vereinfacht: „Warum Alpakas?“
Natürlich soll es informieren, was Alpakas für Tiere sind, wie man sie hält usw. Bisher gibt es aber kaum Literatur zur eigentlich wichtigsten Begründung für die Alpakahaltung: zu der Faser und ihrer Verarbeitung. Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen und ist mein Hauptgrund, Alpakas zu halten. So wurde dies ein Schwerpunkt: von der Darstellung der verschiedenen Messmethoden und der Bedeutung des Ergebnisses über die Spinntechniken bis zu den unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten wird alles ausführlich vorgestellt. Es schien mir besonders wichtig, die VILYAs (Alpakas mit einer Faser, wie sie die Indios Tausende von Jahren gezüchtet haben – der Faser der Vicuñjas) vorzustellen, über die wir in Europa noch viel zu wenig wissen.
Sehr wichtig ist für mich außerdem ihr Wert als Therapiebegleittier oder einfach als gute Hilfe für die Psyche der Menschen, die mit Alpakas umgehen. Denn darin sehe ich einen noch immer weit unterschätzten Aspekt bei der Alpakanutzung. Hier wird ihre immense Bedeutung und Eignung immer noch zu wenig anerkannt und gewürdigt. Ich bin sehr froh, dass die bereits mit Alpakas und Lamas arbeitende Seelsorgerin Wiltrud Bauer zu diesem Ansatz einen Artikel beigesteuert hat.
Ein Buch zu schreiben, bedeutet nicht nur, einen Text zu verfassen. Die dargestellten Fakten müssen genau recherchiert sein, die Quellen angegeben werden, denn man möchte keine fehlerhaften Aussagen treffen. Das hat deshalb den größten Teil der Zeit eingenommen, zumal immer mehr Material hinzu kam, je weiter ich mich in die Materie einarbeitete. Dabei habe ich viel Neues gelernt (z.B. die vielen Möglichkeiten, die Milchleistung einer Stute zu verbessern!).
Es gibt noch andere Themen, die mir wichtig erschienen, so dass ein Teil dieses Buches die eigenen Erfahrungen mit ausgewählten Problemen darstellt (Reanimation eines Fohlens, Augeninfektionen, Milbenprobleme, Mangelerscheinungen und andere). Ebenso wichtig war es mir, einigen scheinbar unausrottbaren Mythen, die in der Alpakawelt herumgeistern und jeder Grundlage entbehren, die tatsächlichen Fakten gegenüber zu stellen. Ich habe dazu den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand veranschaulicht und möchte hier besonders auf die Literaturangaben hinweisen.
Das Urheberrecht war zum Glück kein Problem: die Fotos, die einen großen Raum im Buch einnehmen, konnten wir zum größten Teil aus unserem eigenen Fundus nehmen. Die Zeichnungen habe ich selbst erstellt, der Grafik-Spezialist Martin Henrich hat sie dann in eine ansprechende Form gebracht.
Im Frühjahr 2015 habe ich mit dem Schreiben begonnen und seitdem jede freie Minute (selbst im Urlaub) damit zugebracht. Aber nicht nur ich: als Ende Oktober die Rohversion „stand“, mussten alle Familienmitglieder und Freunde nicht nur lesen, sondern auch korrigieren bzw. auf all die Stellen hinweisen, die entweder unverständlich oder zu sehr fachchinesisch geraten waren. Ich konnte außerdem eine Tierärztin gewinnen, das Buch unter tiermedizinischen Aspekten zu lesen und zu kontrollieren, um zu verhindern, dass fachliche Fehler enthalten sind. Parallel hat die Layouterin der Druckerei bereits mit dem Satz begonnen und durch ihre Kreativität und Strukturierung das Erscheinungsbild ganz erheblich positiv beeinflusst. Ihr Ideenreichtum und ihre Gestaltungskraft haben die Akzente auf eine Weise gesetzt, die den Inhalt sehr viel deutlicher und verständlicher machen.
All diesen Helfern möchte ich an dieser Stelle danken!
Es ist ein großer Unterschied, ob man ein Buch im Eigenverlag herausbringt (also alles selbst entscheiden kann) oder mit einem Verlag zusammenarbeitet. Letzterer stellt vor allem wirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund, bestimmt deshalb von der Wahl des Papiers bis zur Seitenzahl, der Optik und der begrenzten Stundenzahl für das Layout alle Schritte, so dass der Autor sehr eingeschränkt wird, meist auf die Gestaltung kaum Einfluss hat. Dafür trägt er dann aber kein finanzielles Risiko.
Ich habe mich entschlossen, das Buch im Eigenverlag herauszubringen, obwohl die Kosten dadurch erheblich höher wurden und das komplette wirtschaftliche Risiko beim Autor und Herausgeber, also bei mir liegt. Aber auf diese Weise konnte ich uneingeschränkt versuchen, die Freude und die einzigartige Ausstrahlung von Alpakas „rüberzubringen“.
Hierfür spielen Fotos natürlich eine große Rolle. Wichtig war uns hier eine hohe Druckqualität auf besonders hochwertigem Papier für eine ansprechende Darstellung. Nach reiflichem Überlegen und etlichen vergleichenden Probedrucken fiel die Entscheidung für einen ganz besonders hochwertigen Lack-Farbdruck. So bekommen die Bilder einen leichten 3-D-Effekt und besonders die Faser der Alpakas ist wesentlich plastischer zu erkennen. Der zusätzliche Aufwand ist allerdings beträchtlich. Das Buch wird zuerst normal und hochwertig gedruckt. Anschließend müssen die Druckfahnen trocknen. Eine Form wird quasi ausgeschnitten und dann nur die Fotos noch einmal mit einem Speziallack nachgedruckt.
Auf Vorschlag der Druckerei haben wir das etwas ungewöhnliche Maß von 24×24 cm gewählt. So entspricht die Grundfläche einem Din-A-4-Maß, aber die kreativen Möglichkeiten im Layout sind größer, das Buch bleibt aber insgesamt handlich.
Das ausgewählte Papier ist ebenfalls nicht „von der Stange“, was man am leichten Glanz erkennen kann. Besonders gut hat mir die Empfehlung der Druckerei gefallen, für den Einband eine Soft-Touch-Folierung zu verwenden. Wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, hat man ein ähnlich angenehmes Gefühl wie man es hat, wenn man ein Alpaka anfasst. Das passt gut. Außerdem ist dieser Einband besonders robust und kann sogar feucht abgewischt werden, so dass er schnell wieder wie neu aussieht.
Bei diesem hohen Aufwand war es selbstverständlich, dass es nur noch ein richtig gebundenes und nicht ein geklebtes Buch werden konnte. Der finanzielle Aufwand ist so erheblich geworden. Andererseits ist bei einer Auflage von nur 100 oder 200 Stück der Stückpreis extrem hoch. Wir haben die Erstauflage auf 500 Stück begrenzt, so dass der Verkaufspreis mit 59,90 Euro in einem erschwinglichen Rahmen bleiben konnte.
Ich hoffe nun, dass es mir mit diesem Buch gelungen ist, den Lesern verständlich zu machen, was an der Haltung und Zucht von Alpakas so überaus reizvoll ist.